Weil sie ist wie sie ist - die etwas andere Biographie

Sie liebt Latte macchiato, Schokolade, Autofahren, Schlager und Volksmusik, ihre Familie, ihre Labradorhündin Betsy und ab und zu geniesst sie auch einen Aperol Spritz, am allerliebsten mit Freunden in Südtirol.

Sie ist also eine ganz normale Frau aus dem schönen Kanton Wallis in der Schweiz. Bis auf die Tatsache dass sie mit einer Behinderung zur Welt gekommen ist – “der Glasknochenkrankheit”.

 Die Benennung “Krankheit” mag sie nicht so sehr. Dies begründet sie auch mit verständisvollen Argumenten “eine Krankheit wird oft als ansteckend angesehen – ich habe aber eine Behinderung – völlig “gefahrlos”, sagt sie lachend dazu.

Die einzige und doch grosse Gefahr die man beim Umgang mit Vanessa eingehen kann ist dass man fasziniert ist von ihrem Lebenswillen, ihrer Freude und ihrem herzhaften Lachen – all dies wirkt ansteckend.

Bei einem Gespräch mit ihr gerät ihre Behinderung schnell in den Hintergrund. Nicht aber weil Vanessa nicht darüber sprechen will. Nein sie ist ein sehr kommunkativer und auch offener Mensch. Es gibt kaum Themen die man nicht ansprechen dürfte. Sie lässt uns teilhaben an ihrem vielfälltigen und turbulenten Leben. Jedoch gibt es ein Thema welches sehr schnell zum Diskussionsmittelpunkt wird: Die Musik!

 

Showbusiness trotz Behinderung

Vanessa Grand ist nicht nur eine ganz normale Frau mit einer Behinderung: nein sie ist eine erfolgreiche Sängerin im Bereiche des Schlagers und der Volksmusik. Sie ist bekannt von vielen Live-Auftritten, TV- und Radiosendungen, Interviews, Zeitungs- und Zeitschriftenreportagen und vielem mehr. Fünf CD Alben, zwei Single-CDs und eine DVD hat sie bereits auf den Markt gebracht. Hitparadensiege und weitere erfolgreiche Platzierungen stehen in ihrer Referenzenliste. Sogar ein Festival kann sie ihr Eigen nennen, das “Vanessa Grand Open Air” welches alle zwei bis drei Jahre über die Bühne geht und sie auch als Organisatorin kräftig mitwirkt.

 

Was sie auf der Bühne singt dass lebt sie – so stammen einige ihrer Lieder aus ihrer Feder und erzählen sicherlich auch von Geschichten die sie erlebt hat. Das Texten und Komponieren macht ihr viel Spass. Mittlerweile schreibt sie auch für einige ihrer Kolleginnen und Kollegen.

 Der Schlager und die Volksmusik haben es ihr angetan. Die Musik ist ihre grosse Liebe, es ist ihre Welt. Dort fühlt sie sich wohl. Inmitten des Publikums, ihrer Fans und ihrer Musikkolleginnen und Kollegen fühlt sie sich nicht “anders”. Sie fühlt sich als eine der Ihren – weil es die Musik ist welche die Hauptrolle spielt. Und die Musik fragt nicht nach Grösse, Alter und Gewicht. Die Musik ist eine Sache des Herzens – und ein grosses Herz hat die Walliserin.

 

Da ist sie wieder: Die Gefahr der Faszination und der Ansteckung dieses Lebenswillens.

 

Ihr Leben ist die Musik

Wenn Vanessa Grand über die Musik spricht ist die Welt in Ordnung. Da geraten die Schwierigkeiten ihres Lebens in den Hintergrund. Es ist nicht zu verheimlichen dass “Glasknochen” eine komplexe Behinderung ist. Die Gefahr eines Knochenbruches ist gross. Das ist auch der Grund dass ihr im Musikbusiness viele Barrieren im Wege stehen. Die Veranstalter haben sehr oft Berührungsängste und buchen sie daher nicht. Vielleicht ist auch die Angst vorhanden Vanessa Grand müsste aufgrund ihrer Behinderung “Extravaganzen” haben. Dies ist jedoch nicht so. Sie ist eine unkomplizierte Interpretin. Schmunzelnd meint sie dazu “ich habe fast immer weniger “Sonderwünsche” als die anderen Interpreten”. Zudem begleiten sie immer ihre Eltern zu ihren Auftritten. Sie sind stets für sie da, privat und bei der Ausübung ihrer Leidenschaft der Musik. So muss sich ein Veranstalter keine Sorgen machen – “einfach buchen” ist die beste Idee.

 

Auch wenn sie im Gespräch nicht sehr oft über die Schwierigkeiten in ihrem Leben anspricht gehören sie einfach dazu. Ein Grund warum sie auch zu diesem Thema offen ist Auskunft zu geben ist der dass sie damit sensibilisieren kann. Es ist nicht die Behinderung die ihr das Leben schwerer macht. Es ist die Problematik der Barrierefreiheit und oft auch die Barrieren in den Köpfen einiger Menschen die wichtige Positionen innehalten. Aber auch die staatlichen Regelungen und Gesetze findet sie alles andere als gerecht und fair – und dagegen scheut sie sich auch nicht sich zur Wehr zu setzen und auch einmal ihre Meinung zu sagen.

Die Barrieren der Behinderung hat sie bisher immer gut überwunden. Sie beschreibt sich selber als “Sturkopf”. Aber genau dieser könnte ihr den positiven Lebenswillen bescheren. So hat sie bereits Stürze aus dem Rollstuhl überstanden bei denen lebensgefährliche Operationen nötig waren. So war sie bereits einmal drei Tage im Koma aufgrund eines Zwischenfalles bei einer Narkose und als Kind hat sie viele Ärzte, Physiotherapeuten und ähnliches kennengelernt. Arztkontrollen und Therapien gibt es noch heute. Die macht sie auch ohne grosses Klagen, ihr Leben ist gut organisiert und geplant. Sie erzählt dies eifnach so, versucht aber auch klar zu machen dass man nun kein Mitleid zeigen müsse. Das mag sie nicht. Denn solche Geschichten fördern leider die Hemmschwelle für die musikalische Laufbahn. Sie hält klar fest: Wegen der Behinderung habe ich noch kaum einen Auftritt abgesagt. Mit den Unfällen die ich hatte hätte auch ein nichtbehinderter Interpret die paar Auftritte absagen müssen.

 

Das Land im Süden hat es ihr angetan
Was ihr neben der Musik auch noch Halt und Unterstützung gibt? Das wird sie oft gefragt. Hierzu hat sie zwei Antworten. Zum einen die Familie die immer für sie da ist und die vor allem in Kinderjahren sehr viel für sie da sein musste. Damals war es ein hartes Leben. Heute lebt sie bei den Eltern und wenn auch Not am Mann ist kann sie sich auch auf ihre Schwester und deren Familie verlassen. Dem Sohn ihrer Schwester ist sie auch Patin.

 

Dann gibt es noch eine zweite Antwort: Südtirol. Erzählt sie von diesem Land dann gerät sie ins Schwärmen. Südtirol sei ein schönes Land. Sie fühle sich dort sehr wohl. Sie liebe die Menschen dort, die Landschaft, die Kultur und auch die Musik! Auf andere Gedanken kommen und einfach einmal in den Tag hinein leben. Diesen Ausgleich brauche sie.

In Südtirol kann sie abschalten, auftanken und eben ihren gebliebten “Aperol Spritz” trinken. Da fügt sie spitzbübisch hinzu “aber nicht zuviel – ich muss ja fahren – den ganzen Tag”.

 

Hört man all diese Geschichten von Vanessa Grand denkt man: So nun ist aber der Tagesablauf ausgefüllt. Keineswegs – denn von ihrem eigentlichen Beruf erzählt die Walliserin ebenfalls gerne: “Ich bin ausgebildete Journalistin. Ich habe trotz Behinderung die Normalschule besucht, die Matura absolviert und dann die Universität Fribourg besucht.” Die Medien sind ihre grosse Leidenschaft. So ist Vanessa Grand nebenbei Moderatorin beim holländischen Schlagersender “SchlagerNL”. Auch den einen oder anderen Presseartikel schreibt sie. Eine richtige Anstellung als Journalistin hat sie aber bisher nie erhalten. Auch hier sind die Barrieren und Berührungsängste recht gross. Das ist die Seite im Leben die es ihr ab und zu schwer machen. “Ich verstehe es nicht dass es in der guten reichen Schweiz keinen Platz für behinderte Menschen gibt die nur einen Prozentsatz arbeiten können. Schade ist hier die Flexibilität nicht gegeben. Da fehlt noch ein grosser Schritt in die Integration”, erläutert sie.

 

In diesem Moment merkt man dass dieses Thema kein gutes Thema für ein weiterführendes Gespräch ist. Bei der Frage was sie denn unternimmt wenn es eben einmal nachdenkliche Momente im Leben gibt antwortet sie: “Dann habe ich immer noch meine Musik, meine Familie, Freunde und Fans – und mein Südtirol”.

 

Und schon zieht sie uns wieder in ihren Bann. “die etwas andere Biographie”

 

„Mein Herz schlägt für die Volksmusik denn, die Musik war und ist meine Sprache, schenkt mir die Kraft eines Lächelns und wird in alle Ewigkeit mein Begleiter sein – denn sie ist und bleibt „Meine Nummer1“

Zitat Vanessa Grand – Ein Zitat mit all ihren CD Produktionstiteln